Barbara Koob - eine Heilige aus Heppenheim

Als Peter Koob im Sommer 1839 aus wirtschaftlicher Not mit seiner Familie nach USA auswanderte, ahnte wohl niemand, dass eines seiner Kinder zur Heiligen erklärt würde.

Die Heilige war am 23. Januar 1838 in Heppenheim geboren und am Tag darauf
in St. Peter auf den Namen Barbara getauft worden. Sie war das fünfte Kind
des Ackersmanns Peter Koob und dessen zweiter, aus Unter-Hambach stammenden
Ehefrau Barbara geborene Witzenbacher. Peter Koob war Bauer und Tagelöhner, das Elternhaus Barbaras in der Friedrichstraße zeugt von den ärmlichen Verhältnissen, in denen die Familie lebte.( Foto, in der Friedrichstr., Pfarrarchiv St. Peter)

1839 emigrierte die Familie Koob in die USA , der Vater erwarb und besiedelte Ackerland in Utica im Bundesstaat New York, wo alle auch bald unter dem Namen Cope amerikanische Staatsbürger wurden. Schon in jungen Jahren fühlte sich Barbara zum klösterlichen Leben berufen, aber gleichzeitig auch verpflichtet, durch harte Fabrikarbeit zum Lebensunterhalt ihrer Eltern und Geschwister beizutragen. Erst nach dem Tod des Vaters 1862, trat sie als 24 Jährige in das St. Antonius Kloster der Franziskanerinnen in Syrakus/ Staat New York ein. Dort legte sie am 19.11.1863 ihr Gelübde ab und nahm den Namen Schwester Marianne an. Ein lang gehegter Wunsch ging in Erfüllung. Besonders die Schulen und Krankenhäuser ihres Ordens lagen ihr am Herzen. Aufgrund ihres Durchsetzungsvermögens verwandelte sie zusammen mit mehreren Mitschwestern einen Saloon in ein Krankenhaus, in dem auch Alkoholiker und Afro- Amerikaner behandelt wurden, und das heute noch besteht. Aufgrund ihrer Fähigkeiten in Organisation und Verwaltung, ernannte man sie 1875 zur Oberin ebendieses St. Josephs Hospitals und 2 Jahre später zur Provinzialoberin ihres Ordens. Foto: Mutter Marianne, Pfarrarchiv Heppenheim

Als der König von Hawaii 1883 verzweifelt Freiwillige für die Pflege von Leprakranken suchte, war Mutter Mariannes Orden der Einzige, der sich für diese schwere Aufgabe bereit erklärte.„ Ich hungere nach der Arbeit, ich habe vor keiner Krankheit Angst. Es wird meine größte Freude sein, den verlassenen Aussätzigen zu dienen“, sagte Mutter Marianne, als sie mit 6 Mitschwestern und einer Laienhelferin im Oktober 1883 nach Honolulu aufbrach. Lepra bedeutete Verfaulen bei lebendigem Leibe, wogegen man sich damals nur schützen konnte, indem man die Kranken isolierte. Die Lepra Epidemie war in den 1860-er Jahren ausgebrochen. 1864 verabschiedete die Regierung von Hawaii Isolations-Gesetze, um die Krankheit einzudämmen. 1866 wurde die Insel Moloka‘i zur Aussätzigen Kolonie bestimmt.

Die Zustände auf Hawaii waren schrecklich. Erkrankte wurden von den Behörden oft ohne Abschied aus ihren Familien gerissen und ins Lepra Krankenhaus von Kaka‘ako / Honolulu eingeliefert, wo sie meist spurlos verschwanden.

Dort erwartete Schwester Marianne und ihre Mitschwestern die Pflege von über 200 Aussätzigen. Bereits 1885 gründete sie das Kapiolani Heim für die gesundenTöchter von Leprakranken. Sie kümmerte sich nicht nur um die körperlichen Leiden der Kranken durch hingebungsvolle Pflege, sondern führte auch hygienische Maßnahmen entgegen aller Widerstände ein und veranlasste, dass im Mädchenheim neue Kleider für die Aussätzigen geschneidert wurden.

Als 1888 das Krankenhaus geschlossen wird, werden alle Leprakranken nach Moloka‘i, das bedeutet Toteninsel, evakuiert, einer Aussätzigen Kolonie, auf der nun alle Kranken auf der Halbinsel Kalaupapa ein Dasein fristen, ausgestoßen, ohne jegliche medizinische Versorgung und ihrem Schicksal überlassen.

Auf Bitten Pater Damien de Veusters, eines flämischer Ordensbruders und langjährigen Leiters des Heimes für Jungen, traf Mutter Marianne mit 3 Franziskanerinnen im November 1888 in Moloka‘i ein, gerade rechtzeitig, um die Heimleitung zu übernehmen und den am Aussatz Erkrankten bis zu seinem Tod zu pflegen. Sie gründete zuerst das C.R.Bishop Heim für lepröse Mädchen und Frauen, um diese vor gewalttätigen und übergriffigen Männern zu schützen, und wirkte noch 30 Jahre im Dienste der Aussätzigen.

Intensive Pflege, hygienische Maßnahmen und Beschaffung von Medikamenten aus dem Ausland, verbesserten die Lebensbedingungen auf Molokai‘i insoweit, dass die Seuche eingedämmt werden konnte und viele Kinder vor Ansteckung bewahrt blieben.

Mutter Marianne blieb von der Krankheit verschont und stand den Kranken bis zu ihrem Tod am 9. August 1918 helfend zur Seite. Sie wurde für ihre aufopfernde, langjährige Tätigkeit unter dem Pontifikat Benedikt XVI. am 14. Mai 2005 selig- und am 21.Oktober 2012 in Rom heiliggesprochen. Leben und Wirken dieser außergewöhnlichen Frau ist im Marianne Cope Museum in Syrakus nachvollziehbar.

In der Kirche ST. Peter in Heppenheim erinnern eine Gedenktafel und die Statue von Mutter Marianne am Hochaltar an eine mutige, großherzige und entschlossene Frau, eine wahrhaft Heilige aus Heppenheim.

Lucia Frank