Georg Metzendorf - Architekt, Stadtplaner, Designer

von Martin Metzendorf

Ein Heppenheimer der ein Weltkulturerbe geschaffen hat. Diese kleine Sensation liegt nun schon seit Jahren in der Luft. Ob es zu dem Antrag bei der UNESCO kommt, liegt am Ausgang des Interessenkonflikts, der zzt. zwischen der Stadt Essen und den Bewohner der Margarethenhöhe in Essen ausgetragen wird. Die Margarethenhöhe, eine Gartenstadt im Südwesten von Essen wurde ab 1909 im Auftrag von Margarethe Krupp, der Ehefrau von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, von dem in Heppenheim am 25.09.1874 geborenen Georg Metzendorf geplant und erbaut.

Georg Metzendorf, der Bruder von Heinrich Metzendorf, dem „Architekten der Bergstraße“, hat mit der Gartenstadt Margarethenhöhe ein wegweisendes Meisterstück des Städtebaus geschaffen. Erbaut für ca. 8.000 Menschen: einfache Arbeiter, Angestellte und Beamte. 45% davon waren Mitarbeiter der Firma Krupp. Sie ist der Vorreiter für den später folgenden allgemeinen sozialen Wohnungsbau.

Georg Metzendorf stammte aus einer angesehenen Baumeister- und Steinmetz-Familie. Der Großvater, Johann Heinrich Metzendorf war 1843 aus dem hess. Schlitz kommend in Heppenheim eingewandert. Während Bruder Franz Metzendorf, den väterlichen Familienbetrieb übernahm, wurden Heinrich und Georg Architekten.

Nach der Mittleren Reife und Maurerlehre besuchte Georg die Baugewerke-Schule in Karlsruhe und die Technische Hochschule-Darmstadt. 1899 begann er als Assistent im Architekturbüro seines Bruders Heinrich in Bensheim und hatte u. a. die Bauaufsicht für die Heppenheimer Synagoge am Fuße des Schlossbergs. Heinrich erkannte schnell das Talent seines jüngeren Bruders Georg, übertrug ihm 1900 die Aufgabe als Bürovorsteher und ein Jahr später war er gleichberechtigter Teilhaber.

In dieser Zeit der Arbeitsgemeinschaft entstand das Höhnschen Viertel am Maiberg, hier war Georg an Planung und Bau von fünf Villen beteiligt. Ebenso waren die Landhäuser in der Darmstädter-, Karl- und Neckarstraße ein Gemeinschaftswerk sowie in Bensheim u. a. die Landhäuser Euler, Ernst-Ludwigstraße und die Werkmeisterwohnungen Euler, Friedhofstraße. Zeitgleich entwarf Georg das Landhaus Holzamer in der Lorscherstraße und sein eigenes Wohnhaus in der Dürerstraße in Bensheim. Nach dem Ausscheiden aus der Bürogemeinschaft 1905 ließ sich Georg als selbständiger Architekt nieder. Er erhielt Aufträge nicht nur aus Erbach/Odw., Michelstadt und Worms sondern u. a. auch aus München, Naumburg und Siegen. 1906 entstand das Hotel „Zur Krone“ in Bensheim-Auerbach.

 

 

 

Georg Metzendorf 1909 - Foto Rainer Metzendorf

Im Gegensatz zu seinem Bruder Heinrich konzentrierte er sich dann auf das Kleinwohnhaus. Dafür entwarf er Möbel sowie Gebrauchsgegenstände und entwickelte ein kombiniertes Heiz-, Koch- und Warmwasserbereitungs- sowie Belüftungssystem.

Seinen ersten großen Coup landet er mit dem 1908 für die Hessische Landeskunstausstellung in Darmstadt erbauten „Kleinwohnhaus des Industriearbeiters“. Es war das erste Arbeiterwohnhaus in Deutschland, das mit Zentralheizung, Lüftungsanlage, Spülküche, Bad und Wasserklosett ausgestattet war. Der Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung war damit auf ihn aufmerksam geworden. 1910 erhielt Georg von der Reichsregierung den Auftrag für die Weltausstellung in Brüssel u. a. zwei Arbeiterwohnhäuser zu entwerfen. Er entwickelte hierfür ein Fertighaus, das dank eines patentierten Stecksystems innerhalb von vier Tagen bezugsfertig aufgebaut werden konnte. Für diese Ingenieurleistung verlieh ihm der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen den Professorentitel.

Ein weiterer Höhepunkt der ersten Schaffensperiode von 1909 bis 1914 war der Auftrag für das „Niederrheinische Dorf“ für die Deutsche Werkbundausstellung 1914 in Köln. Nach der Rückkehr aus dem I. Weltkrieg, der Siedlungsbau war fast völlig zum Erliegen gekommen, zog sich Georg wegen Auftragsmangel in sein Sommerhaus nach Bischofswiesen bei Berchtesgaden zurück. Dort plante er 1923 für ein „Vergelt´s Gott“ die Herz-Jesus-Pfarrkirche und in seiner Heimatstadt Heppenheim entwarf er 1925 für die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz vom Paul das Kloster mit Bettenhaus.

Nach den Jahren der Not und Neuorientierung, auch in der Architektur, fand Georg zu seinem neuen persönlichen Stil „Neuer Sachlichkeit“. Es folgte 1924 – 1930 eine zweite Blütezeit in Essen. In Arbeitsgemeinschaft mit dem Stadtbaurat Schneider erhielt er Aufträge für Großbauten, wie das Schauspielhaus, die Stadtbücherei, die Stadtsparkasse mit Haus der Technik und das Verwaltungsgebäude des Ruhrverbands. Sein eigenes neues Wohnhaus in Essen entstand in der Goethestraße.

Die Technische Hochschule Aachen verlieh Georg Metzendorf 1931 den Ehrendoktorwürde. Ab 1933 drohte ihm wegen seiner Kunst- und Architekturauffassung Berufsverbot und er beendete seine Tätigkeit als liberaler fortschrittlich gesinnter Baumeister. Am 03.08.1934 verstarb er und ist auf dem Südwestfriedhof Essen begraben.
Sein Ex Libris kann man in einem Fenster in der Heppenheimer Rathaushalle sehen.